Radioaktivität in den eigenen vier Wänden ist kaum vorstellbar. Doch Baumaterialien und Gesteinsarten besitzen eine natürlich Form der Radioaktivität.
Was ist Radon?
Durch den Zerfall von Atomkernen werden Strahlen ausgesandt. Zu unterscheiden sind hier Alpha-Strahlung, Beta-Strahlung und Gamma-Strahlung. Dieser Vorgang wird radioaktiver Zerfall genannt und der passiert auch in unseren Baustoffen. Hier sind vor allem Radium, Thorium und Kalium-40 von Interesse. Diese sog. „Radionuclide“ sind in sehr vielen Gesteinsarten vorhanden.
Doch was hat das Ganze jetzt mit Radon zu tun und warum ist der Stoff in aller Munde? Radon ist das Zerfallsprodukt von Radium-226 und wird daher von zahlreichen Baustoffen gebildet. Die Folgeprodukte von Radon sind Polonium und Bismut. Hierbei handelt es sich um Schermetalle, die wiederum Strahlen freisetzen können. Das Edelgas Radon setzt also sowohl bei seinem Entstehungsprozess als auch im Nachgang radioaktive Strahlung (Alpha-Strahlen) frei.
Wie kommt Radon ins Gebäude?
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das Edelgas in ein Gebäude gelangen kann: Zum einen beinhalten Baustoffe wie Beton, Gips, Ziegel, usw. diesen Stoff. Diese können im Laufe der Zeit an die Raumluft abgegeben werden. Allerdings bringen wir nur einen geringen Teil der Radonbelastung über die Baumaterialien ein.
Viel wichtiger ist daher der zweite Weg: Radonbelastung aus dem Baugrund. Es ist daher sehr wichtig, wohin und auf welches Material man baut. Welches Potenzial der Baugrund hat, um Radon ins Gebäude abzugeben, kann man mit einem Baugrundgutachten schon mal abschätzen. Ob man sich generell in einem Gebiet mit erhöhter Radonbelastung befindet, kann man in den dafür vorgesehenen Karten beurteilen:
Links zu den Karten verschiedener Länder
Da das Edelgas im Hauptteil über den Baugrund ins Haus gelangt, sind Kellerräume in der Regel am meisten betroffen. Je weiter weg ein Raum vom Keller liegt, desto geringer ist die zu erwartende Belastung.
Wie wirkt Radon?
Der Stoff Radon ist unsichtbar und geruchslos. Er kann also vom Menschen nicht ohne Hilfsmittel festgestellt werden. Dabei werden vor allem die Zerfallsprodukte (Pollonium und Bismut) über die Atemluft aufgenommen. Da Radioaktivität dafür bekannt ist Krebs auszulösen und die Stoffe vor allem über die Lunge aufgenommen werden, liegen die Auswirkungen von Radon nahe:
Radon, das aus dem Boden austritt, gilt nach Tabakrauch als die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, https://www.bmu.de/pressemitteilung/bundesrat-macht-den-weg-frei-fuer-modernes-strahlenschutzrecht/
Was kann ich tun?
Wenn man eine Belastung durch Radon vermutet, bietet sich eine Messung an. Da die Belastung allerdings abhängig ist von Tageszeit, Jahreszeit, Temperatur etc. kann eine Kurzzeitmessung einen völlig verzerrten Wert bringen. Daher wäre erstmal wichtig festzustellen, ob man über einen längeren Zeitraum eine Radonbelastung hat.
Falls dies geklärt ist, kann man selbst durch sein eigenes Verhalten positiv darauf einwirken. Lüftung ist dabei sehr wichtig. Da im Inneren eines Gebäudes der Wert sehr viel höher liegt als an der Außenluft, kann man durch mehrfaches Stoßlüften am Tag die Konzentration des Edelgases schon beträchtlich senken. Hierbei sind vor allem die Kellerfenster nicht zu vergessen.
Auch baulich kann man einiges ändern. Die beschriebene Lüftung kann nicht nur manuell, sondern auch mechanisch gewährleistet werden. Das ist vor allem bei Neubauten interessant. Sehr wichtig ist auch, dass der Keller richtig dicht ist. Ältere Gebäude haben häufig feuchte Keller. Vermutlich kommt hier nicht nur Wasser, sondern auch Radon ins Haus (falls das Gebäude in einem Radon-Gebiet steht). Auch Durchdringungen der Außenhaut (z.B. für Schmutzwasserleitungen, Wasserleitungen,…) sind potenzielle Gefahrenquellen.
Weitere bauliche Maßnahmen für Alt- und Neubauten werden wir in einem eigenen Beitrag veröffentlichen. Habt ihr schon Erfahrungen mit Radon gemacht? Lasst uns einen Kommentar hier und teilt eure Erfahrungen mit den Mitlesern.
In diesem Sinne, schafft mit eurer grünen Stimme!