Letzte Woche haben wir uns der Permakultur, sowie der Grundeinstellung und Ethik der Gartenplanungsvariante, gewidmet. Heute werden wir die Möglichkeit diese Variante der Gartengestaltung noch etwas präzisieren und anschließend auf eine mögliche Einbindung des Wohnhauses in das Konzept eingehen.
Der Anbau von Nutzpflanzen ist aus der Sicht von Höhlenmensch und auch sicherlich von vielen anderen Menschen, der wohl nachhaltigste Weg wie Mensch und Natur ökologisch und effizient koexistieren können. Dabei liegt die Verantwortung wie immer beim Menschen und seinem Umweltbewusstsein.
Um die rudimentäre Handhabung dieser gartenbaulichen Philosophie besser zu verstehen nutze ich zum schreiben dieses Beitrags erneut das Buch Permakultur für Einsteiger von Andrew Mikolajski.
Permakultur
Bevor man, wie im letzten Beitrag beschrieben, beginnt seine Umgebung in Nutzungsbereiche einzuteilen, hilft es oft sich einfach mal mitten hinein zu setzen in unsere wunderschöne Natur, um einmal alles zu beobachten. Was da so kreucht, fleucht, fliegt schwirrt. Wo das Getier herkommt und wohin es will gibt uns oft Aufschluss darüber wie eine Koexistenz mit der Natur überhaupt funktionieren kann. Ganz nebenbei bemerkt gibt es nichts heilsameres für unsere gestressten Seelen, als sich in die Natur zu setzen um einfach mal nur zu sein. Denn nur weil wir verlernt haben mit der Natur im Einklang zu leben, kommen wir dennoch aus ihr und werden auch immer damit verknüpft sein.
Bei der Planung einer funktionierenden Permakultur muss uns klar sein, dass sich das Gärtnern als Teil der Methodik versteht, in ein funktionierendes Ökosystem einzugreifen, ohne es dabei zu zerstören. Deshalb müssen wir diese auch gut Planen. Nur so können wir davon ausgehen, dass sie auch später funktionieren wird. Dabei greifen die verschieden Elemente (Wetter, Jahreszeiten, Behausung, Boden, Tier und Pflanze) ineinander und ergänzen sich gegenseitig. Dabei kann Ernteertrag realisiert werden, ohne das System zu zerstören.
Doch was trägt nun eine Behausung auch für den eigenen Garten bei? Das eigene Haus schützt einen Menschen vor den Elementen, der Witterung, Stürmen und großer Hitze. Außerdem ist es ein Rückzugsort und privates Habitat.
Für den Garten kann ein Haus jedoch mindestens genau so genutzt werden, wenn man es nur danach ausrichtet.
1. Dach:
Das Dach eines jeden Hauses bietet jede Menge Möglichkeiten Regenwasser zu sammeln. Damit kann man den Gartne in trockenen Zeiten mit genügend Wasser versorgen. Eine einfache Tonne und eine Rinnennase bieten hier die einfachste Variante. Für aufwendigeres Wissen kann ich euch unseren Artikel über Regenwassernutzung ans Herz legen. Auch die Nutzung einer Zisterne ist hierbei denkbar um den Garten und den Haushalt nachhaltig mit Wasser versorgen zu können.
Um das Dach noch besser in die Natur integrieren zu können, haben wir euch vor 2 Wochen einen Vorgängervortrag über Dachbegrünung vorgestellt. Darin werden auch die Vorteile einer extensiven und intensiven Dachbegrünung beschrieben. So ist es zum Beispiel nicht nur möglich die Wärmedämmung des Daches zu verbessern in dem man es begrünt, nein es ist auch möglich es aktiv als Garten miteinzubeziehen.
2. Die Gebäudehülle:
Viele Menschen benötigen Dinge wie einen Erker, eine Gaube, einen verwinkelten Grundriss und vieles mehr. Nun sind sämtliche Gebäudevarianten durch unseren technischen Fortschritt möglich und realisierbar. Hie muss jedoch ganz klar gesagt werden, dass bauphysikalisch die einfachste Form immer die energieeffizienteste ist. Das bedeutet in unseren Breiten einen gedrungen (Längen zu Breitenverhältnis von 3 zu 4), rechteckigen Gebäudegrundriss ohne zusätzliche Anbauten und Öffnungen. Auch hierfür haben wir bereits einen Überblick für euch, über die Gebäudehülle, zusammengefasst. Dies jedoch nur am Rande.
Ansonsten kann das Gebäude oder die Gebäudehülle eine sehr wichtige Aufgabe für unseren Garten übernehmen. Kurz gesagt, unser Haus schützt unseren Garten und die Pflanzen darin vor heftigen Böen und eisigen Frühlingswinden. Genauso sorgt der Windschutz dafür das der Mutterboden nicht abgetragen werden kann.
Das Gebäude als Windbarriere schützt die empfindsameren Pflanzen und muss daher weise platziert werden. Dabei spielen die Himmelsrichtung, nahe gelegene Wälder sowie andere Windbarrieren als auch die Hanglage eine entscheidende Rolle. Sollte es sich um ein Hang-Haus handeln, so ist der Garten von dieser Seite aus geschützt. Er kann zusätzlich auf einen besseren Wärmedämmeffekt, durch die Anbindung ans Erdreich, zurückgreifen.
Zusätzliche Energiepaneele wie Photovoltaik oder Solarzellen, werden meist in einem 60° Winkel zur Sonne aufgestellt. Auch diese bilden, sofern am Boden angebracht eine entsprechende Abschirmung gegen Wind. Sollte der dadurch entstehende Schatten ein Problem darstellen müsste man sich im Vorfeld, noch während der Planung, überlegen ob die Anwendung von durchsichtigen Paneelen hier angebracht wäre.
Als Schattenspender muss ein Haus nicht viel tun. Nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Dies hört sich zunächst seltsam an aber die Sonne ist wärend des Tages und unter dem Jahr unterschiedlich intensiv. Hat man nun sensible Pflanzen oder Nachtschattengewächse, so muss überlegt werden wann an welcher Hausseite schatten sein muss und wo die Pflanzen dann stehen sollen. Schatten ist für die Pflanzen- und Tierwelt von äußerster Wichtigkeit und somit auch für das funktionieren einer Permakultur. Die Position der Hauswand mit Ausrichtung zur Sonne muss also wohl überlegt sein.
Die Wand kann jedoch noch viel mehr. Sie bietet nämlich auch vertikalen Halt! Das ist ideal für Kletterpflanzen wie Weinreben, Efeu und auch Kirsch-, Birn- und Apfelbaum lehnen sich gern gegen Wände.
Auch das „vertical Gardening“ ist eine neue Form der Anbauflächennutzung bei dem die vertikale Fläche an einer Wand (drinnen, wie draußen) genutzt werden kann um seine eigenen Nutzpflanzen zu ziehen. Dabei werden regalartig Konzepte mit und ohne verbundener Bewässerungsführung gebaut und mit Erdbeeren, Salaten oder ähnlichem bebaut.
3. Anbauten:
Die wohl bekannteste Art des Anbaus ist der Wintergarten. Dieser kann dem Garten vor allem dabei dienlich sein, empfindliche Pflanzen so wie nicht winterfeste Grünlinge durch den Winter und die etwas raueren Nächte zu bringen. Zusätzlich bietet auch er Schutz vor Sturm und Hagel.
Wenn es darum geht seinen Garten zu düngen sind Anbauten oder Nebenbauten ideal, um zum Beispiel auch Hühner zu beherbergen. Diese liefern nützlichen Kompost und bekämpfen das Schneckenproblem das Vielerorts für großen Verdruss sorgt. Wird ein Hühnerstall in der Nähe des Wohnhauses errichtet so kann auch dieser indirekt Geschützt werden. Hühner (oder auch Enten) benötigen Unterschlupf und freuen sich über Schutz vor Sturm und Witterung. Im Sommer sind sie froh über den Schatten den ein Haus auf ihre Freifläche wirft und im Winter über die geringe Abwärme des Hauses, von dem ein nahe gelegenes Hühnerhaus profitieren kann.
Auch ein Komposthaufen ist immer gut um den Biomüll in wertvollen Humus zu verwandeln, der wiederum im Garten verwendet werden kann.
Wir freuen uns sehr dieses Gedankenexperiment von „Blumen Statt Autos“ mit euch teilen zu dürfen und hoffen, dass sich in Zukunft noch viele dieser eifrigen Gedanken finden werden. Es macht großen Spaß sich hypotetischen Überlegungen, wie zum Beispiel dem Bau einer symbiotischen Haus-Natureinheit, hinzugeben um diese dann vielleicht auch in die Tat umzusetzen.
Wir freuen uns auf eure Antworten, Anregungen und euer Feedback!
In diesem Sinne, schafft mit grüner Stimme!
Als klar war, dass wir aus der Stadt auf das Land ziehen wollten, hab ich mir überlegt wie wir im Idealfall bauen würden. Die Grundidee war, wie gesagt, dass der Garten der Mittelpunkt sein soll, da wir oft draußen sind. Irgendwie sind wir dann auf ein „Modul-Haus“ gekommen. Gründe: Klein, günstig, mit Punktfundament wenig Versiegelung vom Boden und schnell auf und abgebaut. Ich finde aber der Hauptvorteil liegt in der länglichen Form (ca. 4,5m x 13m). Energetisch nicht optimal (vermutlich) aber nach Süden ausgerichtet mit großer Glasfront „verschmilzt“ das Gebäude mit dem Garten. Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und evt. Schlafzimmer sind quasi „im Garten“. Im Sommer kann das Gebäude zum Garten geöffnet werden, im Winter ist es geschlossen, aber man ist trotzdem noch im Garten. Die längliche Form kann auch dazu benutzt werden sich gegen eine laute oder vollgeparkte Straße „abzuschirmen“. Ich will in meinem Garten keine Autos sehen. Und es gibt keine Zimmer nach Norden, man benötige auch keine Fenster nach Norden weil die Zimmer nur 4m tief sind. Letztendlich kann das Gebäude durch die länglich Form irgendwo an den Rand gebaut werden, so das ein möglichst großer zusammenhängender Garten bleibt. Soweit mal meine Gedanken. Kann sein, dass manches nicht stimmt, ich bin Software-Architekt…
Das Hühnerstall und Hasenstall ans Gebäude gebaut werden das hab ich mir auch schon überlegt. Wie ich die Bienen in Haus integriere überlege ich mir auch hin und wieder. Es gibt Bienenhäuser bei denen man von hinten an die Bienen kommt. So ein paar Bienenstöcke an einer Wohnzimmerwand oder im Wintergarten/Gewächshaus wäre schon toll.
Das wichtigste fast vergessen: Die Haustür muss natürlich in Richtung Garten sein. D.h. man muss immer durch den Garten gehen um nach Hause zu kommen. Richtung (Auto-)Straße bleibt nur eine begründe Wand. Es ist natürlich nicht möglich mit dem Auto vor die Haustüre zu fahren. Aber dafür gibt es ja Handkarren oder Lastenfahrräder. 😁
Viele Grüße und vielen Dank,
Blumen Statt Auto