LEHM – Der Baustoff seit es Häuser gibt

LEHM – Der Baustoff seit es Häuser gibt

Zur Historie

Lehm als Baustoff für unsere Behausungen ist ungefähr genau so alt wie der Ackerbau. Der Höhlenmensch ging Jagen und Sammeln und als er damit aufhörte um Vieh als “Nutztier“ zu halten und den Boden zu bestellen, hörte er auch auf in Höhlen zu leben. Sein Heim wurde nun selbst durch eine für die Landwirtschaft günstige Lage bestimmt und von nun an aus Lehm errichtet. Dabei gehen die ältesten Lehmbauten auf eine Zeit von vor 8000 Jahren in der heutigen Türkei zurück.

Bei der Verwendung eines nachhaltigen Baustoffes sollte man sich doch die einfache Frage zumindest immer selbst beantworten können: „Warum ist dieser Baustoff eigentlich für mich nachhaltig oder warum könnte er es nicht sein?“

Nachhaltig Bauen mit Lehm

Um ein nachhaltiger Baustoff sein zu können, muss dieser zu aller erst in seiner Gewinnung beziehungsweise Weiterverarbeitung ressourcen- und energieschonend sein. Ein wichtiger Indikator dafür ist der PEI, der Primärenergieinhalt. Dieser kann von euch mittels einfachster Internetrecherche über viele Baustoffe oder Produkte recherchiert werden. Weiter sollten dabei die verwendeten Rohstoffe entweder regenerativ oder zumindest langfristig verfügbar sein und dabei keine Schadstoffe (z.B. Formaldehyd) für Mensch und Natur enthalten. Dies ist vor allem auch dann wichtig, wenn man den gesamten Lebenszyklus eines Baustoffes im Auge hat, sprich nachhaltig denkt.

Dabei rede ich sicher nicht nur von der Herstellung, der Verwendung, der Lebensdauer, sondern auch vom Ende eines jeden Baustoffes, der Entsorgung. Dabei muss ein ökologischer Baustoff eben besonders in diesem Sektor seines Einsatzbereichs auch die Qualität erfüllen kreisläufig zu sein. Hier kommt es darauf an, einen Baustoff mit geringem Aufwand an Energie und Ressource entweder recyceln, upcyceln oder zumindest umweltfreundliche entsorgen zu können. Ein zentrales Thema ist die Analyse des Lebenszyklus oder des Stoffkreislaufes.

Abbildung: Stoffkreislauf des Baustoffes Lehm  ; Horst Schroeder; Weimar; Aril 2013; 2. Auflage; Springer Verlag

Dabei wird durch Schließen des Kreises Abfall vermieden, um Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Außerdem werden an den Lehm als Baustoff in den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus auch unterschiedliche Anforderungen gestellt, um diesen zu klassifizieren und bestimmen, sowie ganzheitlich Analysieren zu können. So sieht man in obigen Bild die Klassifizierung von Roh-Lehm über Bau-Lehm zu Lehmbaustoff jeweils unter unterschiedlichen Voraussetzungen und schließlich beginnt der Kreis von neuem und ist geschlossen. Das wiederum spricht dafür, dass Lehm nicht nur sehr vielseitig in der Anwendung ist, sondern auch sehr einfach in einen natürlichen Kreislauf von Gewinnung bis zur Entsorgung beziehungsweise in das Recycling gebracht werden kann.

Herstellung

Mit diesen Punkten im Kopf gehen wir nun über zum Herstellungsprozess von Lehm, oder besser gesagt, da Lehm bereits in der Natur vorhanden ist, seinen Weiterverarbeitungsprozess.

Dabei ist dies schnell erklärt! Ist eine Lehmquelle gefunden, bei der der Baustoff in ausreichender Menge und Zusammensetzung verfügbar ist, wird er gehoben und entsprechend der notwendigen Verarbeitungsform, also für Ziegel, Platten, Putz oder vieles mehr, mit Wasser vermengt um die entsprechende Konsistenz zu erreichen. Man sieht, es wird hier auch bei der Lehmaufbereitung lediglich Wasser und ein paar wesentliche mechanische Weiter-Verarbeitungsschritte, wie die Formgebung, benötigt. Auf großen Energieeinsatz wie beim Brennen von Dachziegeln kann hierbei verzichtet werden.

Ein aus heutiger Sicht seltsam klingender Aspekt der Herstellung von Lehm als Baumaterial ist, dass sich dieser unter gegebenen Umständen auch in der Nähe der Baustelle abbauen lässt, also dort wo er gebraucht wird und nicht gleich zwangsweise von einem Werk geordert und zugeliefert werden muss, wie heute eigentlich üblich.

Verwendung

Lehm hat über den Lauf der Zeit auch viele verschiedene Gesichter bekommen. Er hat seine Anwendungen in tragenden und nichttragenden Bereichen, wobei die nichttragende Verwendung von Lehm überwiegt. Man verwendet ihn als Mauermörtel, als Lehm zur Wärme- und Schalldämmung, sowie zur Verbesserung der Raumluft- und Ausgleichsfeuchtigkeit in einem Gebäude. Dabei sind auch moderne Anwendungen von Fertigprodukten auf Lehmbasis als Alternative zur gipsbasierten Leichtbauplatte möglich. Dies bestätigen Firmen wie die LEMIX, welche genau so ein Produkt seit mehreren Jahren vertreiben.

Geworben wird auf Ihrer Seite mit den Vorteilen von Lehm, die sich z.T. wie oben schon am Stoffkreislauf zeigten. Dabei stechen besonders der natürliche Rohstoff hervor, welcher zwar in den Platten durch ein Gewebe stabilisiert wird, allerdings ist dieses aus Jutegewebe und kann somit dem Kreisprozess zum Recycling zugeführt werden. Dabei wird auf sonstige Verklebungen und Zusätze  verzichtet um die positiven Eigenschaften des Lehms zu bewahren.

Eigenschaften

Die wichtigsten Eigenschaften für das spätere Wohnen mit Lehm sind:

  • Lehm ist natürlich und in Mitteleuropa auch sehr regional,
  • Er fungiert als Wärmedämmung,
  • Lehm reguliert die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit im Haus,
  • Schützt vor Schimmelbildung,
  • Andwendung in Feucht- und Nasszellen ist ebenso möglich,
  • Neutralisiert Luftschadstoffe und Gerüche,
  • Besonders effizient gegen Schall durch hohe Dichte des Baustoffes,
  • Nicht brennbar,
  • Keine Schadstoffe und
  • zu 100% recyclingfähig

Nun zu den Kosten

Eine Trocken-Bauplatte mit 12,5mm dicke kostet im Web ca. 2,80€ pro m² dabei findet man die Lehm-Bauplatte mit einer Dicke von 16,0mm ab einen Wert von 22,80€/m². Also ein über 8mal höherer Preis. Glaubt man der Fachliteratur, so benötigt ein Haus, das in der Struktur aus Lehm hergestellt wird, ca. 10% mehr Kapital. Hier kann sich nun der ein oder andere sofort denken, dass sich so eine Investition nicht lohnt.

Wir bei Höhlenmensch aber denken nachhaltig und das bedeutet auch auf lange Sicht gesehen. Dabei wird sich Lehm in der Baustruktur in der Primärenergiebilanz des Gebäudes niederschlagen und langfristig für Kosteneinsparung für Heizen und Kühlen eines Gebäudes bemerkbar machen. Zum anderen sind auch die enormen positiven gesundheitlichen Aspekte des Lehms für Mensch und dessen Lunge  nicht von der Hand zu weisen. Hier gilt auch für uns: Für die Gesundheit des Menschen gibt es kein Preisschild! Auch Unternehmen sparen langfristig durch niedrigere Krankheitsraten der Beschäftigten, da die Luft im Gebäude lungen- und schleimhautfreundlich an Feuchtigkeit reguliert werden.

Informationsmaterial:

Wer Interesse am Baustoff Lehm und an Bauen mit Lehm hat, der kann auf folgenden Links weiterführende Informationen finden.

Der Dachverband für Bauen mit Lehm bietet Neuigkeiten und eine Anlaufstelle für Fragen Rund um das Thema. Auch lehmverarbeitende Firmen werden hier aufgeführt.

Die Firma LEMIX war so freundlich uns für diesen Beitrag Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen. Wer sein Eigenheim gerne mit Lehmbauplatten verbessern, oder generell einen Innenausbau damit führen möchte kann sich an die Seite wenden.

Für weiterführende Literatur zum Thema Lehm können wir folgendes Buch weiterempfehlen (Empfehlungslink):

Lehmbau – Mit Lehm ökologisch planen und bauen; von Horst Schroeder

Für alle technisch Versierten und Fachkräfte aus dem Bereich Bau und Architektur, bietet es eine mfassende Einsicht in das Thema Lehm, Historie, heutige Anwendung und verfügt darüber hinaus über eine umfangreiche Anbindung an das Normenwerk.

Wir hoffen euch einen guten ersten Einblick in das Thema Lehm gewährt zu haben und würden uns über Fragen, Meinungen und Anregungen zu diesem Thema sehr freuen.

Wenn ihr zukünftig noch weitere Informationen zum Bauen mit Lehm oder generell über Nachhaltigkeit am Bau erhalten wollt, dann schaut wieder bei uns vorbei oder folgt uns in den sozialen Medien.

In diesem Sinne, schaff mit grüner Stimme!

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