Was ist Formaldehyd?
Formaldehyd ist eine chemische Verbindung, die u.a. auch unter dem Namen Methanal bekannt ist. In der Natur kommt diese Verbindung vor allem bei Stoffwechselprozessen vor. Wenn beispielsweise Methanol abgebaut wird, kann dieser Stoff auch im Menschen entstehen. Methanol ist häufig in billigen oder gestreckten alkoholischen Getränken (Fusel) enthalten.
Wo ist Formaldehyd in Immobilien zu finden?
Zum billigem Alkohol gehört an feuchtfröhlichen Abenden häufig eine Zigarette. Auch in Tabakrauch ist Formaldehyd enthalten. Darüber hinaus wurde der Stoff früher als Konservierungsmittel verwendet.
Da es bei Höhlenmensch allerdings um nachhaltiges Bauen geht, wollen wir uns insbesondere mit Formaldehydbelastungen in Gebäuden (Wohnungen, Bürogebäude, etc.) beschäftigen.
Häufig wird diese chemische Verbindung durch Bindemittel in die Bauwerke emittiert. Dabei kann dies zum Einen ein Bindemittel für Pressmassen im Sanitär- oder Elektrogewerk sein. Zum Anderen werden auch bei Mineralwolleprodukten Bindemittel verwendet, die Formaldehyd ausgasen können. Am bekanntesten sind jedoch Bindemittel für Holzwerkstoffe wie Spanplatten, Furnierplatten oder Faserplatten. Damit sind nicht nur klassische Baustoffe betroffen, sondern auch Einrichtungsgegenstände wie Möbel. Auch bei Teppichböden oder Tapeten können formaldehydhaltige Bindemittel zum Einsatz kommen.
Vorige Woche haben wir einen Artikel über Fertighäuser veröffentlicht. Durch die verschiedenen verwendeten Baustoffe war in den letzten Jahrzehnten die Belastung mit diesem Schadstoff ein großes Problem in derartigen Gebäuden. Durch die modernen Produktionsprozesse konnte man eine Verminderung des Einsatzes erreichen.
Darüber hinaus werden Lacke oder Versiegelungen hergestellt, die diesen Schadstoff enthalten und in die Raumluft abgeben können. Hiervon betroffen sind wiederum Möbel oder Holzböden.
Was bewirkt Formaldehyd?
Nach momentanen Kenntnisstand ist Formaldehyd in sehr geringen Mengen unbedenklich für die Gesundheit des Menschen. Überschreitet die Belastung allerdings gewisse Konzentrationen, ist mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Daher wird dieser Stoff auch als Wohngift bezeichnet.
Nach dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit „kann es innerhalb von wenigen Minuten zu Tränenfluss, Hustenreit z.T. mit Übelkeit und Erbrechen, bei höheren Konzentrationen zu einer Schwellung des Kehlkopfes und einem Lungenödem kommen.“ (Quelle: https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/toxische_reaktionsprodukte/formaldehyd/index.htm , Stand 17.05.2020) Es steht zudem in Verdacht, dass mit der Schadstoffbelastung eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken, einhergeht.
Wie erkenne ich eine Belastung?
Formaldehyd ist nicht geruchslos. Man kann diesen Stoff also feststellen, indem man einen stechenden Geruch in der Nase hat. Gesundheitliche Schäden können aber schon eintreten bevor der Mensch diesen Geruch wahrnehmen kann. Da die Konzentration dabei eine entscheidende Rolle spielt, empfiehlt es sich Raumluftmessungen durchzuführen oder durchführen zu lassen.
Wie senke/ vermeide ich Belastungen?
Am besten ist natürlich, wenn man auf Baustoffe oder Einrichtungsgegenstände verzichtet, die Formaldehyd freisetzen. Doch welche Möglichkeiten hat man beim Einkauf? Wie erkennt man, ob das ausgewählte Produkt Formaldehyd freisetzt?
Eine Möglichkeit ist es, sich für die Produkte Prüfzeugnisse aushändigen zu lassen. In der Regel werden geeignete Produkte in die Emissionsklasse E1 eingestuft. Das bedeutet "emissionsarm" und man kann davon ausgehen, dass nur sehr geringe Mengen in die Raumluft abgegeben werden.
Ein andere Möglichkeit ist es, dass man Produkte, die vom Blauen Engel (Das Umweltzeichen) bewertet wurden, verwendet. Auch hier ist nur eine geringe Belastung durch das Bauteil oder durch das Produkt zu erwarten.
Wenn man allerdings bereits Produkte erworben hat, die sich im Laufe der Nutzung als Emissionsquellen entpuppen, hat man noch Chancen, dass man die Konzentration in der Raumluft senkt.
Einerseits kann die Luftwechselrate erhöht werden. Im Klartext bedeutet dies, dass manuell mehr gelüftet werden muss. Es ist natürlich auch möglich einen höheren Luftwechsel über die Lüftungsanlage zu erzielen.
Natürlich gibt es auch Produkte, die versprechen Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Diese haben in der Regel den Vorteil, dass neben Formaldehyd auch andere Allergene, Schad- und Geruchsstoffe aus der Luft gefiltert werden können. Stellvertretend für die technischen Filter wäre ein derartiges Produkt:
Außerdem wird bei einigen Zimmerpflanzen vermutet, dass sie positive Auswirkungen auf die Schadstoffkonzentration in der Raumluft haben können. Besonders positive Wirkung soll hier der Drachenbaum haben:
Zusammenfassend kann man sagen, dass es sinnvoll ist gleich von Anfang bei der Produktauswahl auf die Emissionsklassen zu achten. Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, macht es Sinn erst einmal auf gute Lüftung, unterstützt durch die Luftfilterung durch Pflanzen, zu setzen. Erst, wenn dann die Konzentrationen immer noch zu hoch sind, würden wir uns technische Lösungen ins Haus holen. Falls ihr schon eure Erfahrungen mit Formaldehyd gemacht habt, könnt ihr diese gerne in den Kommentaren mit uns und anderen Lesern teilen.
In diesem Sinne, schafft mit eurer grünen Stimme...
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Es stimmt. Formaldehyd ist immer noch ein Thema in vielen Wohnungen – auch wenn heute viel mit den sogenannten „Formaldehydfreien Spanplatten“ – was sie in Wirklichkeit nicht sind, gearbeitet wird. Raumluftmessungen auf Formaldehyd zeigen, wie hoch die Konzentration in der Luft wirklich ist. Danach kann man geeignete Gegenmaßnahmen treffen.
Hallo Steffen! Vielen Dank für deinen Kommentar! Stimmt natürlich, blinder Aktionismus bringt natürlich nicht viel. Ohne Raumluftmessung kann man nicht zweifelsfrei sagen, dass das Problem auch wirklich Formaldehyd ist.