Wollen wir ein Fertighaus und…… Was ist ein Fertighaus?
Seit ungefähr 1950 wird in Deutschland der moderne Fertighausbau betrieben. Dies verdanken wir dem damaligen Wirtschaftswunder und der Tatsache, dass auch Zimmereien durch den Kauf von Maschinen und Anlagen profitierten.
Doch was ist nun eigentlich ein Fertighaus, was sind seine Vor- und Nachteile? Was kostet sowas?
Das sind nur ein paar Fragen, die uns bei Höhlenmensch häufig gestellt werden und die ich an dieser Stelle auch gerne einmal im Überblick besprechen möchte.
Zuerst einmal besticht ein Fertighaus durch 2 maßgebende Eigenschaften:
Zum einen wird das Tragwerk des Hauses, also der Kern aller Wände, Decken und Dächer aus Holz gefertigt. Diese Art der Fertigung nennt sich auch Ständerbauweise. Dabei wird Konstruktions-Vollholz, also massives Holz für Schwellen, Riegel, Stürzen und so fort, dafür verwendet großformatige Elemente zu produzieren. In den meisten Fällen zumindest. Oftmals ist es heute jedoch auch zusätzlich notwendig, durch aufwendige Vorstellungen von Bauherren-Innen, auch Stahlstützen und -Träger oder gar Stahlbeton in geringem Maße in die Konstruktion mit einzubeziehen.
Hier kommen wir auch zur zweiten Eigenschaft. Die Produktion. Diese findet nicht wie im konventionellen Bau auf der Baustelle selbst statt, sondern überwiegend im Werk des Herstellers ihres Hauses. So werden Wände, Decken und auch Dachelemente auf großen Liegetischen von Zimmerern und oder Maschinen zusammengebaut und fertig verladen und anschließend auf die Baustelle geliefert. Dort kann mit einem niedrigerem Aufwand an Zeit und Arbeitskraft montiert werden. Ein Fertighaus selbst kann somit in einer rasenden Geschwindigkeit aufgebaut werden, sofern durch den Ablauf und durch die Planung keine unvorhergesehenen Probleme entstehen.
Wir fassen also zusammen:
- Ein Fertighaus besteht im Kern aus Holz, mit allen seinen Vor- und Nachteilen!
- Ein Fertighaus wird in einer Halle auf Produktionstischen oder -linien hergestellt und auf der Baustelle zusammengebaut!
Je nach Größe und Möglichkeiten von Fertigbauten können bei der Konzeptfindung der Bauherren -Innen sehr umfangreiche Gespräche geführt werden, bei denen das geplante Haus bis auf den letzten Nagel, die Farbe, Form und Position der Türklinke und der Form des Toilettensitzes besprochen werden.
Diese Informationen können von Fertighausbauern als Gesamtkonzept abgewickelt werden. Sie bestellen alle anderen Unternehmen auf die Baustelle, die das Haus zu seiner Fertigstellung braucht und entlasten somit den Bauherrn -In so weit möglich. Natürlich sind diese Leistungen mit Geld verbunden. Ein Fertighaus kann je nach Wunsch von einem Rohbau bis hin zu einem fix und fertigen Hause aufgestellt werden. Dies ist abhängig vom Eigenaufwand den jeder Bauherr -In selbst haben möchte und vom Kapital, welches jeder Bauherr -In für sich festgelegt hat.
Nun zu den Vor- und Nachteilen, die vom BDF (Bund Deutscher Fertigbau e.V.) beschrieben werden.
- Qualität
Hier ist beim Bund die Rede von Hohen Bau- und Qualitätsstandards, die zum Beispiel für die Förderung des Neubaus, für niedrige Heizkosten und selbstverständlich auch für die einwandfreie Funktion des Gebäudes wichtig sein kann. Der BDF rät also zur Überprüfung dieser Qualität von Fertighausherstellern.
Dies sollte nun wiederum über die QDF, also der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, möglich sein. Unserer Meinung nach sollte dies jedoch nur einen kleinen Teil der eigenen persönlichen Einschätzung ausmachen. Eine wichtige Erfahrung von unserer Seite lehrt nämlich, dass Bauunternehmen viel und alles versprechen, jedoch immer wieder an die Grenzen des machbaren stoßen. Dabei braucht es ein gutes Team von Handwerkern, Technikern und Ingenieuren um Probleme sachgerecht und sinnbringend zu lösen.
Als Bauherr ist man unserer Meinung nach jedoch verpflichtet nicht auf jedes Versprechen des Fertighausbauers einzugehen, sondern an sich zu halten und immer wieder zu überprüfen wie man sein Haus effizient gestaltet. Hierbei kann man sich an konkrete Fragen halten wie zum Beispiel:
Wie hält diese Decke das aus?
Wie sind Lasten von Wänden aus dem Obergeschoss nach unten zu übertragen?
Wo liegen schwere Balken und Stützen auf?
Muss ich wirklich so groß bauen?
Brauche ich diese Galerie?
Brauche ich diesen extra Raum nur für meinen Konsum?
…und so weiter!
Letzt endlich gilt beim Thema Nachhaltigkeit sowie auch beim Geldsparen immer der Leitsatz: „Keep it simple“! Haltet euch daran und ihr werdet eine unkomplizierte, funktionierende, problemfreie und günstigere Planungsphase, Bauphase und auch Rechnung haben. Jeder Traum, jede Idee, die man in seinem Haus verwirklichen möchte, muss von uns selbst überprüft werden. Wir sind es nun schon seit mehreren Jahrzenten gewohnt vieles und fast alles immer und zu jeder Zeit zu bekommen, wenn wir es nur wollen oder nur genügend Geld zahlen. Die Welt stirbt nicht, weil wir riesige Fabriken dort pflanzen wo Bäume stehen sollten, sondern weil unser Konsumverhalten es nötig macht, genau das zu tun.
- Komfort
Dieser Punkt wurde von mir indirekt bereits im Vorherigen angesprochen. Der BDF beschreibt hier nochmals die Entlastung der Bauherren durch den Fertighausbauer als Generalunternehmer und die schnelle Richtzeit des Hauses.
Hier können wir nur jedem nochmal raten zu überlegen, was man wirklich braucht, was man selbst machen kann und was man besser den Profis überlassen sollte.
- Planungssicherheit
Hier wird auf die kurze Zeit verwiesen, die ein Gebäude von der Planung bis zur Fertigstellung auf der Baustelle benötigt und ist auf der Seite des BDF mit 4 bis 6 Monaten natürlich extrem kurz. Laut unserer Erfahrung ist die Krux bei dieser Angabe jedoch nur, dass die Hersteller oft Wartelisten von weit über einem Jahr haben. Somit können aus einem halben Jahr Wartezeit für ein Haus auch gern einmal 2 Jahre werden, bis dieses dann wirklich auf deinem Grundstück steht.
- Energieeffizienz
Ein hoher Energiestandard bedeutet wenig Heizkosten und eine Förderung vom Staat. Diese kann je nach Niveau sehr hoch ausfallen. Hier muss man jedoch aufpassen, dass es für den Hersteller eines Fertighauses auch Standarte gibt. Das bedeutet, dass es für Ihn normal ist eine bestimmte Energieeffizienz-Klasse auszuführen. Ansonsten kann es zu mangelnder Ausführung kommen, wodurch die Förderung erlöschen würde.
Auch die Förderungen selbst ändern sich oft und haben Ablaufdaten. So beschließen Bund und Länder immer wieder neue Förderungen und schaffen andere ab. Vorsicht also! Auch hier lohnt sich ein erneutes Nachfragen und Recherchieren.
- Individualität
Hierzu möchte ich euch ans Herz legen, dass der Mensch ein Individuum ist und als solches individuell. Sein Charakter und Geist machen ihn zu dem was er ist. Eine Behausung spiegelt dies oft wider. Jedoch ist ein Haus kein Zirkuszelt und dient nicht dazu etwas zu sein was es nicht gibt. Lasst die Kirche im Dorf und glaubt an eure eigene Individualität und nicht an die Individualität, die euch die Wirtschaft gerne verkaufen möchte. Baut euch ein Haus das euch Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
- Nachhaltigkeit
Hier wird wie immer auf die Tugenden des Holzes und seine schier endlose Nachhaltigkeit verwiesen. Dazu gibt es 2 wesentliche und überlegenswerte Punkte. Zum einen muss unbedingt festgelegt sein, dass das Holz, welches für ein Haus verwendet wird, auch wirklich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und auch dann kann man hier wiederum nachhaken was für die vielen dutzenden Siegel denn nun Nachhaltigkeit eigentlich bedeutet.
Was heißt Nachhaltigkeit für dich?
Zum anderen muss man darauf hinweisen, dass in einem solchen Haus nicht nur Holz verbaut ist. Ihr stellt euch doch keine Blockhütte aufs Grundstück und dichtet die Lücken mit Bast, Moos und Lehm ab. Nein Ihr kauft ein Fertighaus!
Es wird nicht nur Holz sondern auch Holzwerkstoff verwendet. Dieser wird von Klebstoffen der unterschiedlichsten Art zusammengehalten. Diese Klebstoffe dampfen unterschiedliche Stoffe (z.B. Formaldehyd) aus und geben sie in die Raumluft eures Hauses ab. Das muss bedacht werden. Des Weiteren werden viele 100 Laufmeter an Klebeband, Dichtbahn aus Kunststoffen und Verbundsystemen, Klebstoffen in flüssiger und fester Struktur verbaut. Das sind alles Dinge, die nicht nachhaltig, umweltbewusst oder aber auch gesund sind. Unter den Fertighausherstellern kommt das Thema der flüchtigen Stoffe in der Raumluft jetzt erst so richtig in Fahrt. Eine Frage nach solchen hausinternen Studien lohnt sich oft. Auch macht es einen großen Unterschied ob der Prüfer, der die Raumluftqualität auf der Baustelle nun misst, unangemeldet oder angemeldet auf die Baustelle kommt. Also Augen auf! Die Raumluft ist das Qualitätsmerkmal, das sich meiner Meinung nach später am meisten auf eure Gesundheit niederschlägt.
Und sind wir denn nun schon beim Thema Nachhaltigkeit, so muss man schon sagen, dass Holz und Holzwerkstoffe wirklich äußerst nachhaltig sein können. Jedoch stelle ich mir immer wieder die Frage wie man sie denn nun nach ca. 50 bis 100 Jahren, wenn das Haus saniert oder abgerissen wird, entsorgen kann, wenn alles mit allem verklebt, vernagelt und verspachtelt ist. Kunststoffe mit Holz mit Leim mit Nägeln, Klammern und so weiter?
Ich persönlich hab es ehrlich gesagt satt, dass für meinen Bedarf als Konsument nach Nachhaltigkeit immer der Baum herhalten muss, dies jedoch nicht einmal im Ansatz der Wirklichkeit entspricht oder auch nur annähernd etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat.
- Wohngesundheit
Hier wird wie gerade erwähnt auf die positiven und feuchteregulierenden Eigenschaften von Holz verwiesen. Diese sind jedoch wie vorher erwähnt, durch viele chemische Substanzen (u.a. auch Lindan bei älteren behandelten Bauteilen) beeinträchtigt. Dies bitte immer berücksichtigen. Davon abgesehen hat Holz eine sehr gute Wirkung auf die Raumluft bzw. auf deine Lungen. Ein Spaziergang im Wald übrigens auch.
- Innovation
(Hier gab es einen 404 Fehler auf der Seite, was unweigerlich dafürspricht, dass es keine Innovationen im Fertighausbau gib.)
Quatsch bei Seite!
Viele Fertighaus-Bauer sind sehr bestrebt Ihre Technik, die Produktion und die Wertigkeit entsprechend heutigen Standards weiter zu entwickeln und zu verbessern, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ich selbst durfte eine solche Position lange bekleiden um Produktionsstandards zu verbessern.
Fertighausbau ist ein großes Wirtschafts-Feld und es gibt viele Mitbewerber. Dementsprechend ist es die Innovation, die einem Unternehmen den Vorsprung zum Fortbestehen gibt.
- Wertstabilität
Was hält länger? Ein Massivbau sprich konventioneller Bau oder ein Fertighaus? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Der BDF spricht von hoher Wertstabilität, einer Investition in die Zukunft und von einer Lebensdauer, die mindestens so lange ist wie die eines Konventionellen Mauerwerks. Laut Fokus.de werden Fertighäuser im Schnitt nur 70-90 Jahre wohin gegen ein Mauerwerksbau 100 bis 120 Jahre alt werden. Diese Zahlen sprechen also eine eindeutige Sprache. Wir von Höhlenmensch wissen, dass es in der Praxis zutrifft, dass Fertighäuser eine geringere Lebensdauer haben und dies auch oft bestätigt wird. Dabei liegt es unserer Meinung nach jedoch nicht daran, dass das eine aus Holz und das andere aus Ziegelsteinen besteht, sondern eher an Punkt 5 in unserem heutigen Beitrag. „Ein hohes Maß an individueller Gestaltung“ bei Fertighäusern. Hier wird präzise und effizient genau das gebaut was der Bauherr haben möchte. Dabei spielt es keine Rolle für welche späteren Zwecke der Kern der Konstruktion, also das Ständerwerk, später einmal herhalten soll. Übernimmt theoretisch eine spätere Generation das Haus der Eltern, so möchten diese nun selbst ihren Wohnraum definieren. Im konventionellen Bau kommt es daher oft zu einer Kernsanierung. Dabei wird das Haus bis auf die massiven Decken und Wände ausgehöhlt. Im Ständerbau ist dies etwas komplizierter, da verschiedene Beläge und Schichten des Hauses ineinander Überlappen und verschiedene Anforderungen an die Konstruktion und das Raumklima erfüllen.
Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Punkt ist also, dass ein Fertighaus zwar theoretisch über eine genau so lange Lebensdauer verfügt wie ein Massivhaus, das Massivhaus jedoch kann später flexibler umgestaltet werden und hat somit auch für spätere Bewohner des Hauses noch einen höheren Reiz.
Zusammenfassend wirkt dieser Beitrag sehr negativ gegenüber dem Fertigbau an sich. Ist er aber nicht!
Eine lediglich kritische Einstellung zu Fertighäusern so wie auch zu allen anderen Bauarten sollte man stets bewahren. Dieser Beitrag hat dabei nur den Sinn einmal aufzuzeigen was man bedenken kann und soll, wenn es um das Eigenheim geht und ist wie immer auch nicht alles was dabei wichtig ist. Er ist, wenn man so will ein kleiner Leitfaden.
Das Fertighaus an sich, ist ein enorm effizient hergestelltes, hoch technologisiertes und enorm flexibles Bauwerk, das keine Möglichkeiten auslässt, sich immer wieder zu beweisen. Dies durfte ich selbst erfahren und bin auch schwer beeindruckt davon was die Fertigbauer in Deutschland leisten können. Allerdings sollte man keinem Werbetext glauben, den man nicht hinterfragt hat.
Geht man nun noch zur wichtigen Frage, was der Spaß denn nun kostet so wird man im Internet schnell fündig. Ein Fertighaus kostet im Schnitt 1300- 1500 Euro pro m². Ein Massivhaus schlägt hier jedoch mit nur 1000 Euro pro m² etwas weniger zu Buche. Dabei muss aber jedem hier lesenden klar sein, dass diese Zahlen reinster Humbug sind und nur eine ungefähre Hausnummer angeben wohin die Reise Eigenheim noch geht. In Wirklichkeit wird der Preis pro Quadratmeter maßgebend vom Bauherrn festgesetzt. Größe, Sonderwünsche, Baustoffe, Art der Ausführung spielen eine übergeordnete und enorme Rolle bei der Kalkulation der Bauleistung und bringen mich wieder zu Punkt 1 und 6 in unserer heutigen BDF- Liste.
Ich hoffe nun einen guten Anreiz für alle angehenden Häuslebauer geliefert zu haben und kann abschließend nur noch darauf verweisen, dass es überall im Lande Fertighaus Zentren gibt, in denen solche Bauwerke besichtigt werden können, wo man beraten wir welcher Hersteller denn der richtige für einen sei und was denn nun eigentlich genau gewollt ist.
Ansonsten kann ich allen nur noch den BDF und den QDF sowie auch soziale Netzwerke ans Herz legen, die mit vielen Informationen zur Planung und Praxis sowie Förderungen aufwarten können und somit dem Neuling eine gute Einstiegsmöglichkeit bieten.
In diesem Sinne, schafft mit grüner Stimme!
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